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Jäger und Sammler

  • Autorenbild: Olga
    Olga
  • 23. Juni 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Nov. 2023


Frische und schmackhafte Blaubeeren liegen in ausgestreckten Händen.

Wir waren seit jeher „Jäger und Sammler“. Unser Instinkt bringt uns dazu, Dinge erst einmal zu haben, sie aufzubewahren und für schlechte Zeiten bereitzulegen. Das fühlt sich sicher an und wir denken, wir seien so auf alles gut vorbereitet. Aber es beschwert auch unser Leben.


Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht, vergessen, was für Dinge es sind, die wir aufheben. Wenn wir etwas dann wirklich brauchen, finden wir es zwischen den Unmengen an Habseligkeiten nicht wieder und kaufen es doch neu. Wir fühlen uns verpflichtet, all diese „Besitztümer“ zu pflegen und ihnen unsere Aufmerksamkeit und Energie zu widmen. Das alles belastet uns und fühlt sich doch vertraut und behütet an.


Loslassen hingegen wirkt schwierig. Gerade zu Beginn. Gleichzeitig ist es unfassbar einfach, wenn man einmal damit angefangen hat, denn ein Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit durchströmt uns, sobald wir aufhören uns an das zu klammern, was nicht mehr zu unserem Leben passt. Plötzlich ist da Raum für das wirklich Wesentliche. Plötzlich erkennen wir Dinge, die vorher nicht sichtbar waren. Plötzlich können wir unser Leben mit dem füllen, womit wir es gerne füllen wollen und nicht mehr mit all dem Zeug, das schon da war oder das jemand anders in unser Leben gebracht hat.


Loslassen erfordert Mut. Vielleicht gerade aus dem Grund, dass tief in uns noch die Jäger und Sammler stecken. Sie erwecken in uns den Wunsch nach Sicherheit und Konsistenz. Sie bringen uns dazu, jegliche Ausbrüche aus dem Bekannten als Gefahr einzuordnen. Sei es, wenn wir Besitztümer loslassen und darauf vertrauen, dass wir sie leihen oder kaufen können, sollten wir sie doch mal brauchen. Sei es, aus dem Gleis eines konventionellen Lebens geraten zu sein und all jene beruhigenden Gewissheiten abgelegt zu haben, die viele Menschen für immer in diesem Gleis festhalten.


Wir leben heute ein anderes Leben. Eines, in dem alles überall und zu jeder Zeit verfügbar ist. Dieses Leben erfordert andere und neue Fähigkeiten. Es erfordert, dass wir in der Lage sind, den Überfluss an Möglichkeiten zu überblicken und einordnen zu können. Es erfordert, dass wir bewusst entscheiden, was wir in unser Leben bringen und was nicht. Es erfordert das Ende des maßlosen Hortens und Konsumierens – denn wir brauchen keine Angst mehr zu haben, dass wir nichts abbekommen. Nicht mehr die passive Reaktion auf das, was die Umwelt uns bietet, ist gefragt – denn sie bietet uns alles. Stattdessen braucht es ein aktives Entscheiden, ein Gestalten und einen maßvollen und bedachten Umgang mit unseren Ressourcen.


Auch Risiken dürfen wir neu definieren. Der Ausbruch aus der sicheren und wohligen Höhle, aus der Konformität und dem Mitschwimmen im Strom der Gruppe bedeutet heute keine Lebensgefahr mehr. Wir leben in der privilegierten Situation, dass wir alles probieren dürfen und dennoch immer einen sicheren doppelten Boden haben, der uns auffängt, sollten wir ihn mal brauchen. Wir können immer wieder aufstehen und es erneut probieren. Mutig zu sein, setzt uns heute nicht mehr der Gefahr aus, von einem Mammut attackiert zu werden. Mutig zu sein wirkt heute zwar noch genauso angsteinflößend wie damals, aber es eröffnet uns die großartige Möglichkeit unser Leben nach unseren Vorstellungen zu leben und zu gestalten. Wir können atemberaubende Dinge tun und überleben dennoch.


Wir waren noch nie so frei. Wir waren noch nie so sicher. Lasst uns etwas daraus machen!

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