Capsule Wardrobe
- Olga

- 26. Okt. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Feb. 2024

Capsule Wardrobe – ein Begriff, der uns immer häufiger begegnet. Gerade wenn man sich mit einem minimalistischen Lebensstil beschäftigt, ist das Konzept vom Capsule Wardrobe kaum wegzudenken. Doch was steckt dahinter und warum kann ein Capsule Wardrobe uns sowohl glücklicher machen als auch gut für unseren Planeten sein?
Frei übersetzen kann man den Begriff vielleicht mit einem Rahmen für die eigene Garderobe oder dem Kern der Garderobe. Er ist eine Anleitung, um einen Kleidungsstil für sich zu finden, der das eigene Leben unterstreicht, statt es zu dominieren. Der Grundgedanke ist, dass man eine reduzierte Anzahl an Kleidungsstücken besitzt, die möglichst zeitlos und untereinander gut kombinierbar sind. Dabei sollte es sich ausschließlich um Dinge handeln, in denen wir uns bedingungslos wohlfühlen und in denen wir uns gerne zeigen. Ebenso sollte die Auswahl an unserem Lebensstil ausgerichtet sein, also die Dinge enthalten, die wir für bestimmte Anlässe benötigen. Die Garderobe soll so eine Basis für unseren Alltag und unser Leben im Allgemeinen bilden und ausschließen, dass wir einen Mangel empfinden, der uns dazu bringt schnell und unbedacht Neues zu kaufen.
Und jetzt kommt der spaßige Teil: Selbstverständlich soll das Konzept keine Selbstkasteiung darstellen. Es geht nicht darum, ausschließlich farblose und langweilige Kleidung zu besitzen. Auch soll der Ansatz keine uniformen Garderoben hervorbringen, die dazu führen, dass wir alle gleich aussehen. Stattdessen entscheidet jeder für sich selbst, wie sein eigener Capsule Wardrobe gestaltet ist. Jeder von uns fühlt sich in anderen Dingen wohl und auch unsere Leben sehen unterschiedlich aus, sodass wir für verschiedene Situationen verschiedene Kleidungsstile benötigen. Das Konzept des Capsule Wardrobe rät lediglich dazu, die einzelnen Teile bewusst, kombinierbar und passend zu unserem Leben zu wählen. Ist diese Grundlage geschaffen, wird sie angereichert durch das Besondere – ein Glitzer-Top für Partys, die die ganze Nacht dauern, ein handgestrickter Pullover von Oma, den sonst niemand hat, bunte Socken in allen Farben, die Freude in die grauen Wintertage bringen.
Kleidung darf Spaß machen. Auch, wenn man Minimalist:in ist.
Was daraus resultiert, ist ein Kleiderschrank gefüllt mit Dingen, die wir lieben. Sich zu kleiden bekommt eine neue Leichtigkeit. Wir müssen morgens nicht mehr länger frustriert vor unserem Schrank stehen und feststellen, dass zwar viel darin enthalten ist, nur eben nicht das richtige. Wir müssen uns nicht mehr länger den ganzen Tag unwohl fühlen, weil die Wahl beim Anziehen doch etwas unüberlegt war. Wir müssen auch nicht mehr jedem Trend hinterherlaufen – immer mit dem Gefühl, etwas zu verpassen. Stattdessen hilft uns der Ansatz des Capsule Wardrobe dabei, in einen Zustand zu kommen, in dem uns alle unsere Kleidungsstücke Freude bereiten, uns gut stehen und uns passen. Unser Geist bekommt so viel mehr Raum für andere Dinge. Wir können uns mit unserem Leben beschäftigen, statt mit den Produkten, in die wir unsere Körper hüllen. Und auch unser Konsumverhalten verändert sich. Wir lassen uns auf einen Zustand ein, der sich nach "genug haben" anfühlt. Wir werden zufriedener und spüren immer seltener das Bedürfnis, etwas Neues zu kaufen. So leisten wir einen Beitrag dazu, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Sowohl die unseres Planeten, aber natürlich auch unsere eigenen – sei es in Form von Zeit, die wir nicht mehr in Einkaufszentren verbringen oder in Form von Geld, das wir durch das Vermeiden von Konsum einsparen.
Wie geht man vor, wenn man das Konzept des Capsule Wardrobe für sich ausprobieren möchte?
Wichtig ist, sich klarzumachen, dass es nicht die eine Kombination an Kleidungsstücken gibt, die für jeden passend ist. Der Capsule Wardrobe ist individuell. Du bestimmst, was Du in Dein Leben lassen willst und was Du bereit bist loszulassen. Es gibt also kein Richtig und kein Falsch. Es gibt keinen guten und keinen schlechten Capsule Wardrobe. Es gibt lediglich ein paar Vorschläge, die Dir dabei helfen können, Dich auf einen spannenden Veränderungsprozess zu begeben:
Entscheide Dich für ein grundlegendes Farbschema. Dies wird sicherstellen, dass Deine Kleidungsstücke untereinander kombinierbar sind und Du schnell etwas Passendes im Schrank finden kannst.
Bestimme für Dich eine Obergrenze der Anzahl an Kleidungsstücken. Ein Ansatzpunkt könnte das Projekt 333 sein. Hierbei wählt man 33 Teile aus, mit denen man 3 Monate lang auskommen möchte. Bei den 33 Kleidungsstücken handelt es sich um Hosen, T-Shirts, Pullover, Hemden, Kleider, Röcke, Jacken, Schuhe, Taschen und Accessoires. Nicht hinzugezählt werden Strümpfe, Unterwäsche, Sport- und Hobbybekleidung sowie Schlafsachen. Nach 3 Monaten fängt üblicherweise eine andere Jahreszeit an, sodass man seine 33 Teile entsprechend anpassen wird. Mit 33 Kleidungsstücken auszukommen kann ziemlich herausfordernd klingen. Selbstverständlich kann man eine individuelle, eigene Nummer für sich festlegen.
Hol alles aus Deinem Kleiderschrank heraus. Sieh Dir alles genau an und schau, ob es einen Wert für Dich hat und ob Du es in Deine Auswahl aufnehmen möchtest. Überlege, welche Kleidung Du am liebsten und welche Du am häufigsten trägst. In vielen Fällen ist dies leider nicht dasselbe. Die Beschränkung auf eine bestimmte Anzahl an Kleidungsstücken bringt uns dazu, bewusste und überlegte Entscheidungen zu treffen und die Dinge auszuwählen, die wir gerne tragen und in denen wir uns wohlfühlen.
Hab Spaß. Vergiss nicht, Raum für ein paar besondere Dinge zu lassen, die Deinen Alltag bunter machen.
Überlege bei allen Kleidungsstücken, die es nicht in Deine Auswahl geschafft haben, ob Du sie wirklich in Deinem Leben benötigst oder ob Du sie nicht vielleicht verkaufen, verschenken oder spenden könntest. Mit Sicherheit gibt es da draußen einen anderen Menschen, der sich morgens über genau dieses Teil freuen wird.
Kaufe neue Dinge bewusst und nur dann, wenn Du sie wirklich brauchst.
Ein Capsule Wardrobe wird sich in den seltensten Fällen von heute auf morgen entwickeln lassen. Wir dürfen geduldig mit uns sein und schauen, was wir während des Prozesses lernen und was sich verändert – in unserem Kleidungsschrank und vor allem in uns selbst.
Bist Du neugierig geworden und möchtest das Konzept auch für Dich ausprobieren? Teile Deine Erfahrungen oder auch Fragen gerne hier oder bei Instagram mit mir.
Übrigens: Ich persönlich finde, dass man ziemlich schnell erkennt, wer einen Capsule Wardrobe pflegt: Es sind üblicherweise die Personen im Raum, die am besten angezogen sind.
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